Entscheidung und Geschichte: Rationale Prinzipien, narrative Strukturen und ein Streit in der Ökologischen Ethik

Abstract
Menschliches Handeln erfährt in Entscheidungstheorie und Geschichtsphilosophie höchst unterschiedliche Konzeptualisierungen: Während erstere mit Hilfe stark formalisierter Modelle nach rationalen Prinzipien für Ungewissheitssituationen sucht, erörtert letztere mit Rekurs auf den Begriff der Erzählung die narrativen Strukturen des Historischen. Die Unterschiedlichkeit dieser zwei Perspektiven hat insbesondere in der gegenwärtigen Debatte um eine Ökologische Ethik zu einem Streit zwischen rationalistischen und fundamentalistischen Tendenzen geführt. Doch ergeben sich zwischen beiden Bereichen überraschende Berührungspunkte, wenn man sie von den Defiziten der genannten Tendenzen befreit. Der Autor entwirft im entscheidungstheoretischen Teil ein eigenständiges Modell von Rationalität und zeigt im geschichtsphilosophischen Teil die Bezüge dieses Modells zur Theorie der Narrativität auf. In der Gesamtsicht erweisen sich Entscheidungstheorie und Gesch
ichtsphilosophie als komplementäre Perspektiven auf menschliches Handeln, die in ethischen Zusammenhängen zu den einander ergänzenden Standpunkten von präskriptiver bzw. askriptiver Ethik führen.